Schritt für Schritt zum idealen Anschreiben
Stellen wir uns mal einen typischen Realschüler vor, der kurz vor dem Abschluss steht. Sein Name wäre Lukas, denn vor sechszehn Jahren war das der beliebteste Jungenname Deutschlands. Lukas würde bestimmt schon längere Zeit darüber grübeln, welchen Ausbildungsberuf er nach der Schule lernen möchte. Etwas Soziales? Vielleicht einen Beruf im Handwerk? Oder doch einen kaufmännischen Job?
Nach langem Hin und Her steht Lukas‘ Entscheidung fest: Er will Optiker werden! Der Grund? Lukas ist praktisch veranlagt. Er hat Spaß daran, Kunden zu beraten und Menschen zu helfen. Außerdem waren seine Lieblingsfächer in der Schule Physik und Biologie. Am technischen Arbeiten hat er auch Spaß.
Jetzt will sich Lukas bewerben und sucht nach Ausbildungsplätzen in und um Osnabrück. Einige passende Betriebe hat er sich auf einer Liste notiert – jetzt geht’s ans Schreiben. Schauen wir ihm über die Schulter:
Es gilt die Vier‐Abschnitte‐Regel: Jedes Anschreiben besteht aus vier Bausteinen
Der Briefkopf: Kontakte sind alles!
Zuerst schreibt Lukas seine eigene Adresse in den Briefkopf, seine E‐Mail‐Adresse und Telefonnummer darf er nicht vergessen. Danach kommt die Adresse des Empfängers, also des Optikerbetriebs, bei dem er sich bewirbt. Ort und Datum des Anschreibens kommen als nächstes dran. Als letztes folgt die Betreffzeile. Sie lautet immer gleich: „Bewerbung um einen Ausbildungsplatz als Optiker“.
Der erste Abschnitt : Worum geht’s eigentlich?
Nach der Anrede („Sehr geehrter Herr/Sehr geehrte Frau xy“) formuliert Lukas den ersten Abschnitt seiner Bewerbung. Darin notiert er, wo er die Stellenanzeige gelesen hat und warum er sich bei dem Unternehmen meldet.
Beispiel: „In den Stellenmarktseiten der Neuen Osnabrücker Zeitung habe ich Ihre Anzeige für einen Ausbildungsplatz als Optiker gelesen. Hiermit bewerbe ich mich um die Lehrstelle zum 1. August 2021. “
Darauf muss Lukas achten:
- Wenn er sich bei mehreren Betrieben bewirbt, muss er unbedingt darauf achten, immer die passende Adresse und Anrede zu notieren. Sonst könnte es peinlich enden…
- Viele haben lustige E‐Mail‐Adressen, zum Beispiel: vflfan2005@gmx.de. Dagegen spricht nichts, wenn man etwas im Internet bestellt oder mit Freunden schreibt. Für den Job legt sich Lukas lieber eine seriöse E‐Mail‐Adresse an: Lukas.Mueller@gmail.com. Die Anfangsbuchstaben seines Vor‐ und Nachnamens schreibt er groß.
- Die Betreffzeile und die eigene Adresse muss er nicht ändern. Die kann er für alle Bewerbungen wiederverwenden. Spart Zeit und Tipperei!
Der zweite Abschnitt : Das bist du, das kannst du!
Jetzt geht’s um Lukas. Er schreibt auf, was ihn an seinem Beruf des Optikers interessiert und warum er der Richtige für die Ausbildung ist. Unbedingt notieren: Praktika oder Nebenjobs, die zum Beruf passen.
Beispiel: „Schon lange interessiere ich mich für den Beruf des Optikers. Ich weiß, dass der Beruf sehr abwechslungsreich ist, weil Optiker nicht nur handwerklich, sondern auch im Verkauf arbeiten. Beides interessiert mich sehr und deshalb möchte ich bei Durchblick‐Optik meine Ausbildung beginnen. Ich habe bereits ein Praktikum als Zahntechniker gemacht, bei dem mir das filigrane Arbeiten und die medizinischen Aspekte sehr gut gefallen haben. Vermisst habe ich den Kontakt zu Kunden, der zum Berufsalltag als Optiker gehören würde.“
Darauf muss Lukas achten:
- Er erklärt, was ihm an der Ausbildung interessiert und welche Fähigkeiten er schon mitbringt. Gut ist, dass Lukas Aufgaben im Beruf nennt, nämlich handwerkliche Arbeit und Verkauf. Diese hat er zuvor in der Stellenausschreibung gelesen und in sein Anschreiben übernommen.
- Ein weiterer Pluspunkt: Lukas nennt sein Praktikum in der Zahntechnik. Das hat ihm nicht 100 Prozent gefallen, aber das macht nichts. Denn er will ja Optiker werden und verspricht sich von der Ausbildung mehr Kundenkontakt.
Der dritte Abschnitt : Was bisher geschah…
Das Thema hier ist die Schule. Lukas notiert, wo er zur Schule geht, welchen Abschluss er anstrebt und welche Fächer ihm am meisten Spaß machen. Im dritten Abschnitt ist außerdem Platz für Hobbys und Ehrenämter.
Beispiel: „Zurzeit besuche ich Klasse 10 der Einstein‐Schule in Osnabrück. Im Sommer werde ich sie mit dem Realschulabschluss verlassen. Meine Lieblingsfächer sind Biologie und Physik. Ich erziele aber auch in Deutsch und Wirtschaft gute Noten. Neben der Schule arbeite ich samstags auf dem Wochenmarkt beim Verkauf des Gemüsebauern Schmidt. In meiner Freizeit spiele ich gerne Badminton und engagiere mich beim Deutschen Roten Kreuz. “
Darauf muss Lukas achten:
- Lukas hat auch gute Noten in Sport, schneidet aber in Französisch nicht so gut ab. Beides muss er nicht erwähnen, denn es hat nichts mit seiner Ausbildung zu tun.
- Mit seinem Nebenjob kann Lukas punkten: Er zeigt, dass er keine harte Arbeit scheut und schon Kenntnisse im Verkauf mitbringt.
- Mit den Hobbys verleiht er dem Anschreiben eine persönliche Note. Er hört auch gerne Musik oder trifft sich mit Freunden. Diese Angaben sind aber zu vage für die Bewerbung.
Gründlichkeit muss sein! Vor dem Abschicken lieber noch mal alles checken
- Stehen Rechtschreib‐, Grammatik‐ oder Kommafehler im Text? Lukas lässt sein Anschreiben noch einmal von seinem Vater gegenlesen. Vier Augen sehen mehr als zwei!
- Stimmen die Adresse des Ausbildungsbetriebs und das Datum?
- Passt der Text auf eine Seite? Personaler und Ausbilder haben wenig Zeit und wollen keine Romane lesen. Sollte der Text zu lang sein, muss Lukas kürzen. Weniger ist mehr!
- Was noch fehlt, ist der Schluss. Den formuliert Lukas so: „Ich freue mich auf ein persönliches Gespräch mit Ihnen.“ Das klingt entschiedener als „Ich würde mich freuen, wenn Sie mich zu einem Gespräch einladen könnten. “
- Jetzt noch eine Kleinigkeit: „Mit freundlichen Grüßen – Lukas Müller“ und unterschreiben. Übrigens: Nach „Mit freundlichen Grüßen“ kommt kein Komma. Du kannst deine Unterschrift auch einscannen und dann ins Dokument einfügen.
- Lukas verwandelt das Word‐Dokument ins PDF‐Format. Denn nur dann werden seine Unterlagen auf allen PCs ordentlich angezeigt. Das Ganze packt er in den Anhang der Mail, die er an den Ausbildungsbetrieb sendet. Einen kurzen Text in der Mail darf er nicht vergessen: „Sehr geehrter Herr/Sehr geehrte Frau xy, im Anhang übersende ich Ihnen meine Bewerbung für den Ausbildungsplatz als Optiker. Mit freundlichen Grüßen – Lukas Müller. “
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